Der Anti-Gewessler oder

Rasen zum Sozialtarif ...

 

In den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts gab es im heimischen Radio (noch ohne Ö1 und Ö3, und sogar auf Mittel-, nicht auf ultra kurzer Welle) eine satirische Sendung am Sonntagvormittag unter dem Titel „Watschenmann". In ihr wurden damals schon Missstände, die noch nicht in den Nachrichtensendungen vorkamen, aufs Korn genommen. Persiflierenderweise wurde am Ende des Beitrags stets Wien mit dem Orient in Beziehung gesetzt, und stets ertönte dann aus dem Lautsprecher ein ermattetes „aber bei uns in Bagdad!"

 

So viel zur Einordnung. In der Gegenwart ist es hingegen so, dass unsere ehemalige Verkehrsministerin sich den Kampf gegen automobile Raser auf die Fahnen geschrieben hat und damit vorwiegend mittellose Jugendliche, die Omas Erspartes in einem schicken PS-starken Audi oder BMW angelegt haben und noch nicht wissen, dass am liebsten dort von der Exekutive gemessen wird, wo die Gerade schon länger als einen Kilometer ist oder sich für den herannahenden Verkehr uneinsehbare Verstecke befinden, wo es sich halt besonders gut kassieren  lässt. Ich vermute stark, dass es im Innenministerium eine streng geheime Liste gibt, welche Landespolizeidirektion den Schnellfahrer der Woche für sich beanspruchen kann.

 

Und die Strafen sind geschmalzen: der ÖAMTC hat kürzlich einen Auszug aus dem österreichweiten Strafenkatalog präsentiert. Darin werden Strafrahmen und mögliche Konsequenzen wie folgt aufgelistet:

 

10 bis 20 km/h Geschwindigkeitsüberschreitung kosten 45 bis 100 Euro,

20 bis 40 km/h zu viel kommen auf 60 bis 190 Euro,

50 bis 70 km/h außerorts kosten hingegen 300 bis 5.000 (in Worten: fünftausend)

Hier beginnen auch die Entzugsdelikte – der Führerschein wird für ein Monat eingezogen.

Mehr als 70 km/h außerorts kosten 500 bis 7.500 €, die Lenkberechtigung ist für mindestens drei Monate weg. Das Fahrzeug kann für zwei Wochen oder länger beschlagnahmt werden, bei mehr als 90 km/h Überschuss kann außerdem eine Nachschulung verhängt werden, bei der ein Psychologe dann besonders unangenehme Fragen stellt und auch die richtigen Antworten des Probanden nicht überzeugen.

 

Dass es auch anders geht, bewies sich unlängst in der Türkei: Dort stellte ein gewisser Abdulkandir Uraloglu kürzlich ein selbstgedrehtes Video ins Netz, das ihn bei einer Kontrollfahrt auf der Autobahn zeigt. Leider platzierte er die Kamera dabei so ungeschickt, dass auf dem Digitaltacho die Zahl 225 zu sehen ist. Erlaubt wären dort allerdings nur 140 km/h. In Österreich wäre das schon das volle Programm mit bis zu 7.500 Euro, drei Monate Entzug , Beschlagnahme des Fahrzeugs und gute Chancen auf ein Meeting mit den Psychologen.

 

Herr Uraloglu wurde auf seiner Demo-Fahrt passenderweise auch gleich von der Polizei geblitzt und postete zu seinem Raservideo auch gleich die dazugehörige Strafverfügung: 9.267 türkische Lira. Diese Währung ist – wie man in den Medien in letzter Zeit immer öfter hört und liest – in freiem Fall. Umgerechnet bedeutet diese Wahnsinnssumme daher 194 Euro – Rasen zum Sozialtarif gewissermaßen.

 

Diese Strafe wird Herrn Uraloglu wohl am Allerwertesten vorbei gegangen sein. Denn er bezieht sicherlich als Minister in der Türkei ein gutes Gehalt. Pech halt nur, dass er ausgerechnet für Verkehr zuständig ist.

 

Ein sogenannter Anti-Gewessler halt. Der sich in aufopfernder Weise um den Zustand seiner Autobahnen kümmert.

da MOTZER😟 (August 2025)


Die spinnen, die Finnen!


Kürzlich ging wieder die Königin aller Rallyes zu Ende: Rallyefahrer – soviel sei zur Erklärung hier festgehalten – versuchen, mit speziellen, rund 380 PS starken Boliden so gut wie jeden Untergrund möglichst zügig zu bereisen.

 

WIEN, 2. August 2025. Dafür haben diese Autos so ziemlich alles an Bord, was man dazu brauchen könnte: selbstverständlich Allrad mit Sperrdifferentialen, damit jedes der vier Räder in allen Fahrzuständen erfolgreich am Durchdrehen gehindert werden und somit jedes der zahlreichen Pferdchen erfolgreich in Vortrieb umgesetzt werden kann. Fahrer und Beifahrer sind in eigens angepassten Schalensitzen untergebracht und werden dort mit Sechspunkt-Sicherheitsgurten fixiert, die – ordnungsgemäß angelegt – Normalbürgern schon beim Losrollen Atemnot bescheren würden.

 

Falls mal doch etwas passieren sollte, ist der komplette Innenraum mit einem gitterartig geschweißtem Rohrrahmen versehen, dessen Stahl nicht 100 kg pro Quadratzentimeter Zugfestigkeit bietet, sondern 100 kg pro QuadratMILLImeter!

 

Solcherart gerüstet, lassen sich auch schwerste Unfälle unfallfrei überleben. Vor solch Unbill sind die weltbesten Rallyefahrer durch ihr Talent (und ihre Erfahrung) ohnedies gefeit. Dabei hilft, dass sie sich bei ihrem Tun nicht im normalen Straßenverkehr, sondern auf eigens abgesperrten Strecken – den sogenannten Sonderprüfungen – bewegen. Gegenverkehr ist also so gut wie ausgeschlossen, Geisterfahrer soll es in den letzten Jahren aber schon gegeben haben – allerdings nur einen!

 

In zwölf bis vierzehn Rallye-WM-Läufen rund um den Globus wird jedes Jahr ein Weltmeister gekrönt – und die erfolgreichste Automarke ebenso. Dabei reicht der Bogen von Paraguay bis Monte Carlo, von Estland bis Griechenland. Aber besonders beliebt sind bei Fans und Fahrern nur zwei Länder – Schweden und Finnland. Ersteres Event findet meist im tiefsten Winter statt, zweiteres dafür im Sommer der Nordhalbkugel, dort ist es weniger heiß.

 

In Schweden werden spezielle Spikereifen ausgegeben – das sind Pneus, wo bis zu 300 Nägel aus der Lauffläche herausschauen, damit hat man fast so viel Grip auf dem Eis, das schon vorhanden war, als es das letzte Mal vor ein paar Tagen geschneit hat, als im Sommer. Und in Finnland kommt ein spezielles Streckenprofil zum Tragen: dort sollen in der letzten Eiszeit die Gletscher riesige Wannen in die Landschaft gefräst haben, womit in den lokalen Wäldern vorwiegend geradeaus führende Straßen angelegt wurden. Man will ja auch als Jäger und Sammler zügig im normalen Straßenverkehr von A nach B vorankommen.

 

Das macht Finnland zur High-Speed-Ausgabe im Rallye-WM-Kalender: Auf diesen Schnellfahrstrecken duelliert sich die Rallye-Elite jedes Jahr auf der Suche nach dem Schnellsten und Tapfersten unter ihnen. Ein Anliegen, das auch den Zuschauern am Straßenrand sehr am Herzen liegt. Die erfreuen auch die zahlreichen Sprunghügel, die die Gletscher hinterlassen haben: Dort pflanzen sie Schilder wie bei einer Skisprungschanze in den Auslauf, die Autos der Tapfersten setzen hinter der Sechzig-Meter-Markierung auf.

 

Die spinnen, die Finnen: da gibt es eine Sonderprüfung, da fährt der Schnellste mit 141 km/h Schnitt drüber. Das bedeutet, dass die Tachonadel nicht selten an der 200 km/h-Markierung kratzt. Das bedeutet, dass die ersten Fünf auf manchen Sonderprüfungen im Ziel um lumpige zwei Sekunden auseinander liegen.

 

Heuer gewann ein zweimaliger Weltmeister aus Finnland zum ersten Mal sein Heim-Event: der 25-Jährige ließ dabei nicht nur einen achtfachen Weltmeister aus Frankreich hinter sich, sondern betonierte in der alles entscheidenden letzten Sonderprüfung die Konkurrenz mit einem Zwei-Sekunden-Vorsprung auf den zweitbesten. Zwei Sekunden können so auch einmal eine halbe Ewigkeit sein.

 

Und jetzt dürfen sie raten, wer diesem glücklichsten aller Finnen den wohl verdienten Siegespokal in die Hand drückte:die finnische Umweltministerin!  Warum sie dies tat? Wahrscheinlich weil die Zuschauer zu ihrem Lieblingsplätzen auf den im Schnitt 20 Kilometer langen Sonderprüfungen zu Fuß hin hatschen müssen, an Millionen Bäumen vorbei, die locker das bissl CO2 der paar Rallyeautos aufsaugen wie Küchenkrepp den verschütteten Kaffee vom Opa.

 

Das wäre unserer Gewessler vermutlich nie eingefallen ...

Fürwahr: die spinnen, die Finnen!

da MOTZER😟 (Juli 2025)

Scherm – schon wieder

 

Ortsbilder haben sich verändert, die Übergangsfristen sind vorbei, das Leben ist wieder leichter geworden – und trotzdem sind mehr und mehr Österreicher von einer gesetzlichen Regelung betroffen, die noch die Vorgängerregierung (die mit unserem hart verdienten Steuergeld so verschwenderisch wie keine andere vor ihr umgegangen ist und deren  Nachfolger sich jetzt von Dienstwagen mit reichlich zu solchen mit exorbitanter Beinfreiheit  hochstilisieren) im wahrsten Sinne des Wortes verbrochen hat und unser aller Leben wieder ein wenig schwieriger gemacht hat: die Rede ist hier von der Pfandregelung, die uns die grüne Regierungshälfte noch kurz vor ihrer Abwahl aufs Auge gedrückt hat.

 

Monatelang – wegen der von der Regierung zugesicherten Umstellungsfristen – mussten Herr und Frau Österreicher beim Getränkeeinkauf darauf achten, aus welcher Charge ihre Einkäufe stammten, ob schon das heimische Pfandsymbol darauf klebte oder nicht. Demzufolge gab es dann in den heimischen Haushalten einen Abfallbehälter oder -sack mehr: jenen für „bepfandetes" Verpackungsmaterial (vulgo Bierflaschen), das man im Supermarkt seines Vertrauens in geringfügige Cent-retour-Kohle verwandeln konnte. Der Löwenanteil des aus Metalldosen und Kunststoffflaschen bestehenden Verpackungsmaterials für Getränke aller Art konnte früher nämlich einfach zerdrückt und in einem gemeinsamen Behälter gesammelt werden. Dafür zahlte man – je nach Wohnsitz – ja bisher schon eine entsprechende Müllentsorgungsgebühr an Stadt oder Gemeinde.

 

Jetzt tragen wir diese Gebinde also trotz dieser Gebühr in den Supermarkt zurück. Dort werden sie von sicherlich nicht billigen Automaten gescannt und angeblich sofort an Ort und Stelle verwertet – sprich: gecrashed. In der Tat hört man – während man einwirft – wenige Sekunden später die Zähne eines unsichtbares Mahlwerks dem Verpackungsgut den Garaus machen.
So weit, so gut. Wie man so hört, sollen zwar die internationalen Konzerne, die von Lidl über Rewe bis Spar sich uneigennützig um unsere tägliche Versorgung kümmern, ob dieser Millioneninvestitionen Existenzängste bekommen haben, aber jetzt verdienen sie ja wieder pro Tag ein paar Euro an unserem täglichen Bedarf, also werden schon nicht die Aktionäre das Top-Management gleich in die Wüste schicken.

 

Aber wieder haben wir Bürger den sogenannten Scherm auf: weil es offenbar keinen Billa plus, Lidl oder Interspar gibt, der über mehr als zwei dieser teuren Dosenzerramscher verfügt, herrscht nun speziell an so genannten langen Wochenenden oder vor den „Fenstertagen" Staugefahr vor den Rückgabeautomaten, die eigentlich in den Ö3-Verkehrsnachrichten erwähnt gehört. Weil dass im Wiener Raum die sogenannte Tangente (die einzige Nord-Süd-Durchquerung der Bundeshauptstadt) fast täglich steht, lernen Hauptstadtkinder schon am ersten Tag im Kindergarten. Dass in manchen Supermärkten zu gewissen Zeiten der Stau vor den Rückgabeautomaten manchmal bis auf die Straße zurückreicht, ist jedenfalls neu.

 

Selbsttest: wer sein Pfandgut in ein handelsübliches Einkaufswagerl kippt und es so quasi  vollfüllt und damit vor dem Pfandautomaten vorfährt, blockiert diesen mindestens fünf Minuten lang (insbesondere, wenn sich das eine oder andere „unbepfandete" Gut darin verirrt hat). Warum bitte, streiken diese millionenteuren Automaten, unbepfandetes Gut anzunehmen statt es ebenfalls gleich zu verramschen und nur den Bon nicht weiter in die Höhe zu treiben? Derweilen scharren längst die zweite und dritte Startreihe von Kunden mit ihren leergutgefüllten Wagerln schon mit den Hufen.

 

Und was bitte, macht da der eine oder andere Senior oder die Seniorin, die vielleicht kein Auto hat und gehbehindert ist, um ihr Leergut zu retournieren? Zweimal täglich zum Supermarkt pilgern, um Leergut loszuwerden, weil die Wohnung halt nicht so groß ist, um Leergut zu horten?

 

Ein ziemlicher Millionenaufwand dafür, dass neben Wanderwegen und auf Alpingipfeln ein paar Getränkedosen weniger herumliegen, aber ein gewaltiges Potential dafür, die Bevölkerung wieder unter weitgehend sinnlosen Vorschriften leiden zu lassen, findet auch heute wieder

da MOTZER😟 (Juni 2025)